Kultautos aus dem Osten: So viel Liebe steckt in Trabant, Wartburg und Barkas
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/WAZGJPKUIJEZVOKSQXBE6EXHRA.jpg)
Jörg Freitag aus Dalberg (Nordwestmecklenburg) fährt derzeit täglich mit dem alten Trabi zur Arbeit nach Roxin.
© Quelle: Mario Kuska
Jörg Freitag aus Dalberg (Nordwestmecklenburg) fährt derzeit täglich mit dem alten Trabi zur Arbeit nach Roxin.
© Quelle: Mario Kuska
Er hat sie alle getroffen: August Horch’s Enkelin, seinen letzten Lehrling, Bernd Rosemeyer jun., Sächsische Ministerpräsidenten, andere Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung und natürlich tausende neugierige Museumsbesucher und wurde 19 Jahre lang nicht müde, die Technik- und Sozialgeschichte der Zwickauer Horch- und Audiwerke zu vermitteln.
Inzwischen 82jährig geht Bernd Göpfert, der bei Führungen und Auftritten unter seinem Namen, aber auch im Gewand des großen Automobilpioniers August Horch im und außerhalb des Museums zu erleben war, nun in den wohlverdienten Ruhestand. Heute fand im August Horch Museum seine offizielle Verabschiedung statt.
Die August Horch Museum Zwickau gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die von der Stadt Zwickau und der AUDI AG im Dezember 2000 gegründet wurde. Die Geschäftsanteile werden zur Hälfte von den beiden Gesellschaftern gehalten. Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb des August Horch Museums und die Dokumentation der Geschichte des Automobilbaus in Zwickau.
Kontakt:
Thomas Stebich Annett Lang
Geschäftsführung Marketing / Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0375 – 27 17 38 10 Tel. 0375 – 27 17 38 37
Mobil 0172 – 910 65 18 Mobil 0176 – 34 64 84 63
Škoda: Vorkriegs-Luxusliner restauriert
Das in Essen ausgestellte Lizenzmodell Škoda Hispano-Suiza geht auf den H6B des 1902 gegründeten Autobauer Hispano-Suiza zurück.
Beim zur Techno Classica gezeigten Škoda Hispano-Suiza handelt es sich um ein Stück Wirtschaftsgeschichte. Die Lizenzfertigung finalisierte in den 1920ern den Zusammenschluss von Laurin & Klement und einem Pilsener Rüstungskonzern zu Škoda Auto.
Einer der Ursprünge von Škoda Auto geht auf das 1895 gegründete Unternehmen Laurin & Klement (L&K) zurück. Das von Václav Laurin und Václav Klement in Mladà Boleslav geführte Unternehmen produzierte zuerst Fahrräder, 1899 wurden die ersten Motorräder und ab 1905 Automobile hergestellt. Mit dem von einem Reihen-Achtzylinder angetriebenen Laurin & Klement FF hatte man sich zudem 1907 im Segment der Luxusautomobile etabliert. Besucher der Techno Classica in Essen konnten Mitte April den wirtschaftsgeschichtlichen Kulttimer Škoda Hispano-Suiza bewundern. Einer Mitteilung des tschechischen Autobauers zufolge handelt es sich beim Ausstellungsstück um ein aufwendig restauriertes und extrem seltenes Exemplar, das normalerweise nur im Škoda Museum am Unternehmenssitz besichtigt werden kann.
Den Angaben zufolge sind nur eine Handvoll Škoda Hispano-Suiza bis heute erhalten geblieben. Im November 1924 entschied sich Karel Loevenstein als Geschäftsführer von Škoda Pilsen für die Lizenzproduktion des luxuriösen H6B von Hispano-Suiza. Škoda Pilsen hatte bereits Flugzeugmotoren im Auftrag des Unternehmens gebaut. Dessen Name erklärt sich übrigens dadurch, weil es neben Standorten in Frankreich auch in Spanien (Hispano) vertreten war und sein Chefdesigner aus der Schweiz (Suiza) stammte. Der Hispano-Suiza H6B zeichnete sich durch seinen enorm steifen Kastenrahmen und den langen Radstand von 3.690 Millimetern aus. Ein 6,6 Liter großer Reihensechszylinder-Benzinmotor mit 100 PS bei 1.600 Umdrehungen beschleunigte das rund zwei Tonnen schwere Luxusgefährt auf mehr als 120 km/h. Der Reihen-Sechszylinder mit Aluminiumblock und gusseisernen Zylinderlaufbuchsen verfügte über eine obenliegende Nockenwelle (OHC). Ein besonderes Detail deutet an, dass bei der Konstruktion des Luxusgefährts scheinbar nach dem Motto ‚Geld spielt keine Rolle‘ agiert wurde: Die siebenfach gelagerte und 45 Kilogramm schwere Kurbelwelle wurde aus einem 350 Kilogramm schweren Eisenblock gefräst.Das mit hoher Laufruhe glänzende Triebwerk entwickelte 100 PS bei 1.600 Umdrehungen, ist der Mitteilung zu entnehmen. Versionen mit höherer Verdichtung für bessere Kraftstoffqualitäten erreichten sogar 135 PS bei 3.000 Touren. Mit einem Leergewicht von rund zwei Tonnen bei fünf Metern Länge und zwei Metern Höhe beschleunigte der Koloss bei Bedarf auf mehr als 120 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch von 20 bis 25 Litern pro 100 Kilometer war für die damalige Zeit angemessen, die mechanischen Bremsen arbeiteten zuverlässig – auch weil ein progressiv arbeitender Bremskraftverstärker die kinetische Energie des Wagens nutzte. Im September 1926 stellte das Management von Hispano-Suiza einen internen Vergleich zwischen ihrem Fahrzeug und dem Lizenzbau von Škoda an. Ergebnis: Das tschechische Produkt erwies sich in zahlreichen Aspekten als das überlegene, unter anderem wegen seiner präziseren Schaltung und Lenkung.
Weil das Werk in Pilsen nicht über eine Karosseriefertigung verfügte, wurde mehr als die Hälfte der insgesamt 100 produzierten Fahrzeuge am L&K-Stammsitz in Mladá Boleslav komplettiert. Das Auslieferungszertifikat für den allerersten Škoda Hispano-Suiza trägt das Datum 10. Mai 1926 und gehört zu einer Limousine, die dem Mitbegründer und ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk, für rund zehn Jahre treue Dienste leistete.
Nachdem ein großes Feuer auf dem Werksgelände Laurin & Klement schwer getroffen hatte, reiften 1924 die Überlegungen, sich einen starken Kooperationspartner zu suchen. Diese Rolle übernahm 1925 der in Pilsen ansässige Maschinenbau- und Rüstungskonzern Škoda. Dessen lokale Automobilsparte hatte von 1919 an hauptsächlich militärische Spezialfahrzeuge gebaut, bevor 1924 in Lizenz gefertigte Nutzfahrzeuge hinzukamen: benzinelektrisch angetriebene Lastkraftwagen von Tilling-Stevens und Sentinel. (mas)
Foto: Škoda Auto Ein fliegender Storch als Kühlerfigur der Hispano-Suiza-Fahrzeuge
Bezugsquelle: AMZ 27.04.2023
Quelle AMZ Partner
Historische Fahrzeuge bereiten nicht nur viel Freude, sondern stehen auch für kräftige Umsätze. Rund 3,8 Mrd. Euro werden jährlich für Repartur- und Wartung ausgegeben. Details zum Oldtimermarkt zeigt eine neue Studie „Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2023“.
Freitag, 09.06.2023
Samstag, 10.06.2023
Sonntag, 11.06. 2023
Der Begriff „Gutachten“ ist in Deutschland keine geschützte Bezeichnung. Schon gar nicht die des „Oldtimer-Gutachtens“. Um ein beständige Bewertung für sein historisches Fahrzeug zu erhalten, sollte man verschiedene Hintergründe kennen.
Bild: GTÜ
1979 ERFUNDEN: DIESER WARTBURG FÄHRT MIT WASSER- UND SAUERSTOFF
Von Robert Preuße
Chemnitz – Ein Auto, das mit schadstofffreiem Antrieb läuft – daran wurde schon in der DDR geforscht. Der Ingenieur Hans-Joachim Glaubrecht (1929 bis 2020) entwickelte 1979 ein Verfahren, bei dem Wasserstoffperoxid als Antrieb für einen Wartburg genutzt wurde. Ein Modell kann heute noch im Museum für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz begutachtet werden.
Schon zu DDR-Zeiten forschten Ingenieure an wasserstoffbetriebenen Autos. Ein Zeugnis dieser Zeit bildet der Wartburg in Dirk Schmerschneiders (52) Museum für Sächsische Fahrzeuge. © Uwe Meinhold
Das Prinzip des mit Wasserstoffperoxid (H202) betriebenen Wartburg ist relativ einfach: Das Wasserstoffperoxid wird mittels eines Katalysators verdampft.
Der dadurch entstehende Wasserdampf setzt eine Turbine in Gang. Die dadurch entstehende Kraft geht an ein Reduziergetriebe. An die Umwelt wird dabei ein Gemisch aus Wasserdampf und Sauerstoff abgegeben.
„Der Antrieb hat funktioniert. Aber man hat auch gleich gemerkt, dass es in dieser Form nicht klappen wird. Aus verschiedensten Gründen: Zum Beispiel ist der Verbrauch viel zu hoch“, erklärt Dirk Schmerschneider (52), Leiter des Museums für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz.
Jedoch war Glaubrecht mit seiner Konstruktion eines umweltfreundlichen Antriebs „um ein paar Jahrzehnte voraus“.
Der Motor des Versuchsfahrzeugs „Wartburg W353“ wurde mit einer Wasserstoffperoxid-Turbine betrieben. © Uwe Meinhold
Zu hoher Verbrauch! Der Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. © Uwe Meinhold
Das Museum für Sächsische Fahrzeuge in der Zwickauer Straße beheimatet allerhand Kuriositäten. © Uwe Meinhold
Alle Unterlagen und Testautos wurden vernichtet
Kurz vor der Wende wurde das Experiment eliminiert, alle Unterlagen vernichtet. © Repro: Uwe Meinhold
Kurz vor der Wende wurden die Versuche staatlicherseits aus nicht genannten Gründen abgebrochen und alle Unterlagen, sowie die Testautos vernichtet.
Nur durch Zufall ist der Wartburg (Glaubrechts Privatwagen) erhalten geblieben, da Glaubrecht den Turbinenantrieb heimlich darin installierte.
Hans-Joachim Glaubrecht schenkte dem Fahrzeugmuseum Chemnitz seinen Turbinen-Wagen. Auf die Frage, ob der umweltfreundliche Wartburg als Modell für die Zukunft taugt, antwortet Dirk Schmerschneider: „Das Spannende ist: Es gibt Technologien, die da waren, aus den verschiedensten Gründen in Vergessenheit gerieten und jetzt wieder Anwendung finden könnten.“
Weitere Infos gibt’s unter www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de.
Titelfoto: Uwe Meinhold