Archiv der Kategorie: AMZ

Škoda: Vorkriegs-Luxusliner restauriert

Škoda: Vorkriegs-Luxusliner restauriert

Das in Essen ausgestellte Lizenzmodell Škoda Hispano-Suiza geht auf den H6B des 1902 gegründeten Autobauer Hispano-Suiza zurück.

RÜCKSPIEGEL

  1. April 2023

Škoda: Vorkriegs-Luxusliner restauriert

Beim zur Techno Classica gezeigten Škoda Hispano-Suiza handelt es sich um ein Stück Wirtschaftsgeschichte. Die Lizenzfertigung finalisierte in den 1920ern den Zusammenschluss von Laurin & Klement und einem Pilsener Rüstungskonzern zu Škoda Auto.

 

Einer der Ursprünge von Škoda Auto geht auf das 1895 gegründete Unternehmen Laurin & Klement  (L&K) zurück. Das von Václav Laurin und Václav Klement in Mladà Boleslav geführte Unternehmen produzierte zuerst Fahrräder, 1899 wurden die ersten Motorräder und ab 1905 Automobile hergestellt. Mit dem von einem Reihen-Achtzylinder angetriebenen Laurin & Klement FF hatte man sich zudem 1907 im Segment der Luxusautomobile etabliert. Besucher der Techno Classica in Essen konnten Mitte April den wirtschaftsgeschichtlichen Kulttimer Škoda Hispano-Suiza bewundern. Einer Mitteilung des tschechischen Autobauers zufolge handelt es sich beim Ausstellungsstück um ein aufwendig restauriertes und extrem seltenes Exemplar, das normalerweise nur im Škoda Museum am Unternehmenssitz besichtigt werden kann.

Den Angaben zufolge sind nur eine Handvoll Škoda Hispano-Suiza bis heute erhalten geblieben. Im November 1924 entschied sich Karel Loevenstein als Geschäftsführer von Škoda Pilsen für die Lizenzproduktion des luxuriösen H6B von Hispano-Suiza. Škoda Pilsen hatte bereits Flugzeugmotoren im Auftrag des Unternehmens gebaut. Dessen Name erklärt sich übrigens dadurch, weil es neben Standorten in Frankreich auch in Spanien (Hispano) vertreten war und sein Chefdesigner aus der Schweiz (Suiza) stammte. Der Hispano-Suiza H6B zeichnete sich durch seinen enorm steifen Kastenrahmen und den langen Radstand von 3.690 Millimetern aus. Ein 6,6 Liter großer Reihensechszylinder-Benzinmotor mit 100 PS bei 1.600 Umdrehungen beschleunigte das rund zwei Tonnen schwere Luxusgefährt auf mehr als 120 km/h. Der Reihen-Sechszylinder mit Aluminiumblock und gusseisernen Zylinderlaufbuchsen verfügte über eine obenliegende Nockenwelle (OHC). Ein besonderes Detail deutet an, dass bei der Konstruktion des Luxusgefährts scheinbar nach dem Motto ‚Geld spielt keine Rolle‘ agiert wurde: Die siebenfach gelagerte und 45 Kilogramm schwere Kurbelwelle wurde aus einem 350 Kilogramm schweren Eisenblock gefräst.Das mit hoher Laufruhe glänzende Triebwerk entwickelte 100 PS bei 1.600 Umdrehungen, ist der Mitteilung zu entnehmen. Versionen mit höherer Verdichtung für bessere Kraftstoffqualitäten erreichten sogar 135 PS bei 3.000 Touren. Mit einem Leergewicht von rund zwei Tonnen bei fünf Metern Länge und zwei Metern Höhe beschleunigte der Koloss bei Bedarf auf mehr als 120 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch von 20 bis 25 Litern pro 100 Kilometer war für die damalige Zeit angemessen, die mechanischen Bremsen arbeiteten zuverlässig – auch weil ein progressiv arbeitender Bremskraftverstärker die kinetische Energie des Wagens nutzte. Im September 1926 stellte das Management von Hispano-Suiza einen internen Vergleich zwischen ihrem Fahrzeug und dem Lizenzbau von Škoda an. Ergebnis: Das tschechische Produkt erwies sich in zahlreichen Aspekten als das überlegene, unter anderem wegen seiner präziseren Schaltung und Lenkung.

 

Gefährt für Präsidenten

Weil das Werk in Pilsen nicht über eine Karosseriefertigung verfügte, wurde mehr als die Hälfte der insgesamt 100 produzierten Fahrzeuge am L&K-Stammsitz in Mladá Boleslav komplettiert. Das Auslieferungszertifikat für den allerersten Škoda Hispano-Suiza trägt das Datum 10. Mai 1926 und gehört zu einer Limousine, die dem Mitbegründer und ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk, für rund zehn Jahre treue Dienste leistete.

Nachdem ein großes Feuer auf dem Werksgelände Laurin & Klement  schwer getroffen hatte, reiften 1924 die Überlegungen, sich einen starken Kooperationspartner zu suchen. Diese Rolle übernahm 1925 der in Pilsen ansässige Maschinenbau- und Rüstungskonzern Škoda. Dessen lokale Automobilsparte hatte von 1919 an hauptsächlich militärische Spezialfahrzeuge gebaut, bevor 1924 in Lizenz gefertigte Nutzfahrzeuge hinzukamen: benzinelektrisch angetriebene Lastkraftwagen von Tilling-Stevens und Sentinel. (mas)

Foto: Škoda Auto Ein fliegender Storch als Kühlerfigur der Hispano-Suiza-Fahrzeuge

Bezugsquelle: AMZ 27.04.2023

Oldtimer nur wenig teurer

AMZ News 26.03.2019

Oldtimer nur wenig teurer

Die Oldtimerpreise entwickeln sich weiterhin moderat. Der Preisanstieg lag im vergangenen Jahr bei 2,2 Prozent – nur geringfügig über der Inflationsrate. Wie immer legten einzelne Modelle aber deutlich stärker zu.

Der BMW 3.0 CSi erlebt derzeit eine sprunghafte Wertentwicklung

Der BMW 3.0 CSi erlebt derzeit eine sprunghafte

 Wertentwicklung.BMW

2017 war der Zuwachs von 1,4 Prozent sogar noch geringer. Diese Steigerungsraten sind im Langfristvergleich eher niedrig. Der Deutsche Oldtimer Index des VDA wird seit 1999 berechnet. Ausgehend von einem Basiswert von 1000 Punkten zeigen die letzten 20 Jahre eine Wertsteigerung in Deutschland von 160 Prozent. Eine sprunghafte Wertentwicklung verzeichnete im vergangenen Jahr der BMW 3.0 CSi. Die Seltenheit dieses Typs dürfte ein Grund dafür sein. Heute gibt es nur noch 441 zugelassene Fahrzeuge des BMW-Sportcoupés. Im Gegensatz dazu ist der VW-Käfer der am häufigsten vorhandene Oldtimer in Deutschland, er erlebte im vergangenen Jahr die zweitstärkste Preissteigerung.

Im Vergleich der Preisentwicklung der letzten 20 Jahre bleiben die Plätze 1 bis 3 zum Vorjahr hin unverändert. Der VW-Bus Typ 2 „Bulli“ führt vor dem Citroen 2 CV und dem immer populäreren 3er-BMW. Auf die Plätzen 4 und 5 haben sich die Typen BMW 3,0 CS und VW-Käfer aufgrund der positiven Entwicklung im letzten Jahr geschoben. Insgesamt acht der Top 10 sind Fahrzeuge deutscher Marken.

Der Deutsche Oldtimer Index wurde vom Verband der Automobilindustrie (VDA) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Bochumer Bewertungsspezialisten classic-analytics wurde ein System entwickelt, welches die Preisentwicklung der gängigsten Oldtimer in Deutschland abbildet. Dafür werden 88 repräsentative Fahrzeuge ausgewählt und abhängig von ihren Zulassungszahlen gewichtet. Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Seltenheit oder ihrer Geschichte besonders teuer gehandelt werden, sind nicht berücksichtigt.

TÜV-Report 2019:

Jedes fünfte Auto hat erhebliche Mängel

Im neuen TÜV-Report, der am 9. November erscheint, konstatieren die Prüfer deutschlandweit eine Zunahme an Fahrzeugen, die wegen erheblicher Mängel durch die Hauptuntersuchung gefallen sind.

Darüber hinaus sieht sich der Verein durch die Digitalisierung und schärfere Abgasbestimmungen vor großen Herausforderungen.

Über ein Fünftel aller im Zeitraum zwischen dem Juli 2017 und dem Juni 2018 zur Hauptuntersuchung vorgeführten Gebrauchtwagen (21,2 Prozent) kam ohne das begehrte Prüfsiegel wieder nach Hause. Im Vergleich zum vorangegangenen Prüfzeitraum liegt damit der Anteil der Fahrzeuge mit „erheblichen Mängeln“ über alle Altersklassen hinweg um 1,3 Prozent höher. Weitere 12 Prozent aller Fahrzeuge waren mit „geringen Mängeln“ unterwegs, was immerhin einer Verringerung um 1,9 Prozent entspricht. Gar als „verkehrsunsicher“ reklamierten die Prüfer insgesamt 4.789 Fahrzeuge oder 0,1 Prozent und verfügten deren sofortige Stilllegung. Das statistische Material basiert auf rund 8,8 Millionen Hauptuntersuchungen der TÜV-Unternehmen. 


Dabei weisen die Statistiken auch ein steigendes Alter der deutschen Fahrzeugflotte als eine Ursache zunehmender erheblicher Mängel aus. Im Schnitt sind deutsche Autos 9,4 Jahre alt und damit um 1,3 Jahre älter als noch 2010. Zur Jahrtausendwende lag das Alter sogar um 2,5 Jahre niedriger. Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands (VdTÜV), sieht in dem steigenden Durchschnittsalter eine zunehmende Gefahr für die Verkehrssicherheit: „Gerade die Halter älterer Autos sind aufgerufen, ihre Fahrzeuge regelmäßig zu warten, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen.“ Von den vier- bis fünfjährigen fällt nur jedes zehnte Auto durch die HU, während von den zehn- bis elfjährigen schon 28 Prozent kein Versetzungszeugnis mehr bekommen. Klassenprimus ist der Porsche 911, dessen Modelle 991 (bei den Zwei- bis Fünfjährigen) und 997 (bei den Sechs- bis Elfjährigen) in allen fünf Altersgruppen die Bestnoten einfahren. Insgesamt gaben die deutschen Hersteller ein recht gutes Leistungsbild ab, konstatiert der TÜV-Report. In den Wagenklassen Kompaktklasse, Mittelklasse, SUV und Van schnitten Modelle von Mercedes am besten ab. Der Opel Adam gewann bei den Minis und der Hyundai i20 durchbrach die Phalanx bei den Kleinwagen.
Unrühmlicher Kontrapunkt ist der Dacia Logan, dessen niedriger Anschaffungspreis sich scheinbar schon nach wenigen Jahren rächt: Schon bei den Zwei- bis Dreijährigen fielen 14,6 Prozent dieses Typs mit erheblichen Mängeln auf. Der Peugeot 206 macht dem Dacia bei den Vier- bis Fünfjährigen mit 28 Prozent Ausfallquote den ersten Rang streitig. Im Alter von Sechs oder Sieben liegt der Logan wieder vorn mit 30,9 Prozent. Bei den Acht- oder Neunjährigen teilen sich Renault Kangoo und Chevrolet Matiz mit 37,1 Prozent die „Krone“. Wer versuchte, einen zehn oder elf Jahre alten Logan noch über den TÜV zu bekommen, wurde in 40,6 Prozent der Fälle wegen erheblicher Mängel am Fahrzeug zur Nachbesserung geschickt. Der TÜV bemerkte auch eine gewisse Nachlässigkeit bei den Fahrzeugbesitzern, denn ein verhältnismäßig leicht ohne großes Knowhow oder hohen finanziellen Aufwand in Schuss zu haltendes Fahrzeugsystem, nämlich das Licht, sorgte immer wieder für Beanstandungen. Joachim Bühlers einfacher Rat: „Fahrzeugnutzer sollten häufiger überprüfen, ob sämtliche Leuchten funktionieren. Das ist gerade in der dunklen Jahreszeit sehr wichtig.“ Daneben traten Ölundichtigkeiten häufiger auf und auch Mängel an Fahrwerkskomponenten, von den Achsfedern über die Stoßdämpfer bis zu den Bremsen.
Kommende Herausforderungen
Die fortschreitenden Entwicklungen im Automobilsektor, verschärfte Umweltauflagen und die Digitalisierung der Mobilität stellen auch den TÜV vor neue Aufgaben. Aktuell stehen eine veränderte Mängelsystematik, neue Grenzwerte bei der Abgasuntersuchung und der Einstieg in die Prüfung digitaler Systeme wie eCall im Mittelpunkt. „Die Zukunft der Hauptuntersuchung ist digital“, sagt Bühler. „Autos sind heute rollende Computer und Datenspeicher. Wenn immer mehr sicherheitskritische Komponenten eines Fahrzeugs digital gesteuert werden, muss sich die HU anpassen. Dafür muss die Politik die Voraussetzungen schaffen.“ Damit meint er vor allem, dass die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen werden müssen, dass die Prüforganisationen Zugriff auf sensible Fahrzeugdaten bekommen. „In den Prüfkatalogen müssen Kriterien für die digitale Sicherheit von Fahrzeugen ergänzt werden“, erläutert Bühler. Dabei gehe es sowohl um den Schutz vor kriminellen Hackerangriffen, als auch um die Prüfung sicherheitsrelevanter Funktionen, die von Software gesteuert werden. Bühler: „Die Prüforganisationen müssen Zugang zur Software von sicherheits- und umweltrelevanten Fahrzeugkomponenten sowie zu den entsprechenden Diagnosedaten bekommen. Nur so können sie ihrem gesetzlichen Prüfauftrag nachkommen.“
Daneben bereitet man sich beim TÜV auf die ab dem 1. Januar 2019 geltenden neuen Abgasgrenzwerte vor. Auch dafür benötigen die Prüfer den Zugriff auf die digitalen Steuerungssysteme: „Nur mit einer Kombination aus Abgasmessung am Auspuff, einer Auswertung der Diagnosedaten und einer Sichtprüfung können die Prüfer Verschleiß, Manipulationen oder Defekte an der Abgasanlage richtig erkennen“, argumentiert Bühler.
Ein weiterer Entwicklungsschritt ist die Messung der Partikelanzahl bei Dieselfahrzeugen ab dem Jahr 2021. Darüber hinaus fordert der TÜV-Verband, dass zukünftig auch die Stickoxid-Emissionen (NOx) von Dieseln bei der Abgasuntersuchung überprüft werden. „Schmutzige Luft macht Menschen krank“, erinnert Bühler. „Die Prüfungen stellen sicher, dass die Abgasreinigung in unseren Fahrzeugen einwandfrei funktioniert.“