IFA-Journal 1-2007

IFAJournal 1-2007Inhalt:

Aus der Redaktion

Neues vom Vorstand
von Frank Schwardtmann

Bremen Classics Motorshow
von Frank Schwardtmann

Erkundungsfahrt
von Karl Angelé

Alte Liebe – Die Geschichte einer IFA-Beziehung (Teil 5) von Klaus Schildkopf

10. Barkas-Treffen in Frankenberg
von Lothar Göcke

Nochmal der VUB-Barkas
diesmal von Michael Kröger

Aufbau Ost[Kantine]
Internetrecherche von M. Kröger

AKF-Simson-Supermoto
von Michael Kegler

40 Jahre Wartburg 353
von Michael Kröger

Die Vision eines 3. Bandes der DDR-Klassiker
von Michael Kröger

1 Jahr Zentrales Wartburg-Forum
von Michael Kegler

Steini-KTZ „opto“ für Wartburg und DKW
von „Wartburgpeter“

Meldungen

Barkas-Felge

Presseschau

Kleinanzeigen

IGWTB-„Tüpreferenten“

 

Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Karl Angelé, Michael Kröger, Frank Schwardtmann, Wartburgpeter.

 


 

Bremen Classic Motorshow 2007
IGWTB zum 3. Mal in Folge erster!

Auf der Bremen Classic Motorshow gehören wir mit unseren Ständen schon fest zum Programm. Das konnten wir auch in diesem Jahr wieder merken und die Besucher unseres Standes konnten sich noch sehr gut an die Themen der letzten Jahre erinnern. Und auch in diesem Jahr konnten wir die großen Erwartungen der Besucher wieder voll erfüllen. Doch zunächst der Reihe nach:

Die Idee

Am Anfang eines jeden Stand ist die Idee für das Thema. Natürlich wollten wir unsere Fahrzeuge wieder in einem authentischen Rahmen zeigen, denn in der Vergangenheit haben wir feststellen können, dass wir durch den Aufbau einer gelungenen Gesamtszene viele Interessierte auf unseren Stand locken konnten, die sonst achtlos vorbeigegangen wären. Basierend auf der aktuellen Diskussion der ablaufenden Pachtverträge von Garagengemeinschaften, was den Abriss tausender Garagen zur Folge hat, wollten wir dieses Thema übernehmen. Doch wie kann man auf einer Fläche von 9 x12 Metern einen Garagenhof aufbauen?

Wir sammelten zunächst Ideen in der Praxis, und wie auch schon bei dem Bau der Tankstelle bekamen alle Mitglieder des Teams plötzlich einen ganz anderen Blick für die schnöden, grauen Betongaragen auf den Hinterhöfen und in der Nähe von Plattenbauten. Daraus wurde dann der erste Entwurf, und siehe da, wir konnten den Garagenhof wenigstens andeuten.

Im Oktober und November traf sich nun das Team mehrfach, um erst heftig loszuspinnen, um dann koordiniert die Machbarkeit zu prüfen. Es entstanden die vielen kleinen Einzelideen, die unserem Stand das Gesamtbild verliehen. Unser Kernteam, also die Erbauer der Kulisse, bestand wieder aus Björn Herrmann (Meyenburg), Jens Stegie (Wurthflet), Steffen Schottmann und Matthias Bludau (beide Bremen) und mir (Rade). Im Hintergrund für die Requisite zuständig und damit nicht minder beteiligt, war Matthias Regina (Cottbus / Hamburg).

Die Vorbereitung der Garagen

Um uns möglich dicht am Original zu halten, wollten wir die Garagen aus „Fertigelementen“ entstehen lassen. Richtiger Beton schied natürlich aus, denn so kräftig sind wir nun auch nicht. Also sind die Betonträger aus Schalbrettern entstanden. Dabei wurden zwei Schalbretter in der Mitte durch ein dünnes kleineres Brettchen abgestützt, so dass aus Holz nun die Form eines Doppel-T-Trägers entstand. Da das dünne Brettchen etwas dünner war als die Rigipsplatten, die als Betonplattenersatz herhalten mussten, wurden diese nach der Montage durch unsere Träger geklemmt. Das ganze wurde dann an kritischen Stellen verstärkt und stand auf einem Dachlattengerüst. Die Decke entstand ebenfalls aus Rigipsplatten, die vorn mit Wellbitumplatten verkleidet wurden. Der Rest des Daches wurde von oben durch große Pappplatten abgedeckt, damit kein Licht durch die Ritzen scheint. Etwas komplizierter waren lediglich die Eckträger, da hier mindestens zwei Platten befestigt werden mussten. Dann wurde alles mit einer „Spezialmischung“ gestrichen, so dass das bekannte „mausgrau“ von Beton entstand.
Dann ging es an die Details. Unsere Tore waren aus Rauspund gefertigt und erhielten natürlich auch ein „Z“ auf der Rückseite. Doch woher sollten wir alte Scharniere bekommen? So haben wir neue gekauft, doch die glänzten gelbverzinkt in der Sonne. So wurden sie erst für eine Woche in 24% Salzsäure und anschließend zwei Wochen in den norddeutschen Regen gelegt. Zwischendurch bekamen sie noch eine Wärmebehandlung in meinem Ofen. Schön rostig konnten sie nun montiert werden. Um die Vorhängeschlösser vor dem Regen zu schützen erhielten diese natürlich authentische Gummilappen, denn diese hatte fast jeder Garagenbesitzer nachträglich angebaut. Fehlte noch die Beschriftung der Tore. Diese wurden in der DDR meistens durch Matrizen aufgetragen. Doch woher bekamen wir diese Matrizen? Wir haben sie selbst gemacht. Zunächst haben wir anhand einer Fotografie die Zahlen am Rechner layoutet, dann gedruckt und auf Pappe geklebt. Die Pappe wurde dann ausgeschnitten und so konnten die Zahlen mit der Rolle aufgetragen werden (Arbeitsaufwand ca. 3 Stunden). Auch das Schild, das unsere Garagengemeinschaft betitelt, ist erst am Rechner entstanden und ist dann Buchstabe für Buchstabe abgezeichnet worden. Damit war der Bau fertig, und es konnte nun an die Ausstattung gehen.
Die Vorbereitung der Ausstattung

Die mittlere Garage wollten wir öffnen und komplett einrichten. Daher ging die Suche los nach originalen Teilen und Ausstattungsgegenständen. Alle fingen an zu sammeln, und schnell war mehr da, als wir in die Garage hätten legen können. Doch es fehlte noch etwas Farbe… Und was gehört da zu einer richtigen Garage? Ein paar schöne Hochglanzmädchen. Und so ging ich auf die Suche nach alten Bildern, die ich dann auch fand, abscannte, druckte und zum Schluss mittels Laminiergerät auf Hochglanz brachte. Und auch das zweitwichtigste Utensil einer Garagengemeinschaft sollte auf ähnlichem Wege entstehen: das Bier. Ein paar passende Etiketten waren schnell gefunden, denn der Fundus von Matthias Regina gab auch hier schnell etwas her. Die haben wir dann gescannt und ausgedruckt und wollten sie dann auf Bierflaschen kleben. Doch wo gibt es noch Flaschen ohne Aufdruck auf dem Kronenkorken? Nach längerer Suche gab es zwei Lösungswege. Die 0,5l Flaschen kamen von Oettinger, die „Maurerfäustlinge“ (die dicken kurzen 0,3l Flaschen) kamen aus dem Hause Holsten und wurden mittels Bremsenreiniger nachbehandelt. Dann erfolgte das Ausschneiden und Aufkleben mit Tapetenkleister. Die Abende gingen so dahin…

Die Vorbereitung der Fahrzeuge

Die Vorbereitung der Fahrzeuge war in diesem Jahr etwas einfacher. Sollte doch alles heil bleiben. Margit und Steffen widmeten sich meinem Trabant 601 (Baujahr 1982 und erst 20tkm). Carsten Zumm spendierte seinen im letzten Sommer frisch restaurierten Wartburg 353 Tourist aus dem Jahre 1973. Ein echter Hingucker in seinem weinroten frischen Farbkleid und dem blitzenden Chrom. Viele Besucher waren erstaunt, wie attraktiv dieses eigentlich so schnörkellose Fahrzeug sein kann. Und dann wollten wir ja noch etwas ganz besonderes auf unseren Stand holen. Eigentlich traute ich mich kaum, Siegfried Cordes, der ein kleines aber feines Automuseum in Bassum betreibt und alle zwei Monate  Gastgeber unseres regionalen Trabistammtisches ist, zu fragen, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Siggi ist im Besitz eines P70 Coupé aus dem Jahre 1957 mit einem originalen Kilometerstand von 26.000. Das Fahrzeug ist nahezu im Originalzustand. Und ich war überrascht, wie viele Besucher nicht nur die das Fahrzeug kannten, sondern auch die historische Bedeutung für die Entwicklung des Fahrzeugbaus in der DDR.

Der Messebau

In diesem Jahr hatten wir leider nur einen Tag für den Aufbau vorgesehen. Dafür hatten wir tatkräftige Unterstützung und so ging es am Donnerstag schon früh los. Nach nur zwei Stunden stand der Rohbau. Doch dann dauerte alles etwas länger, denn nun ging es an die Feinheiten. Unsere beiden Straßenlaternen, immerhin gut 3,70m hoch, wollten installiert werden. Doch uns störte der Dreibeinfuß. So haben wir einen Teil der mitgebrachten Grassoden aus der Wesermarsch für die erste Lampe benutzt. Für die zweite Lampe war nicht mehr genug da und so mussten wir zusätzliche Grassoden organisieren. Eine etwas unbedeutende Stelle im Bremer Stadtpark ist nun ohne das begehrte Grün, aber ich bin mir sicher, die Natur wird das schon richten.
Auch der originale Maschendrahtzaun aus einem Garten in Cottbus hielt uns länger auf. Da er eigentlich schon auf dem Schrottcontainer gelegen hatte, dauerte es einige Zeit, bis die Maschen wieder ihre ursprüngliche Form hatten. Und dann war da noch die Spielplatzecke. Eigentlich wollten wir nur den Tretroller und den großen Spielzeuglaster dort hinstellen, aber das sah ein wenig öde aus. So habe ich am Freitag einen 10l Eimer Sand aus der Sandkiste meiner Tochter entnommen (Sorry Lena) und dort ausgekippt. Eine kleine Burg gebaut, und fertig war die kleine Idylle.

Als Novum hatten wir im letzten Jahr erstmalig eine größere Grünpflanze (Olivenbaum) geliehen. In diesem Jahr haben wir den Stand mit zwei Tannen verziert. Die Organisation dieser beiden Tannen war recht witzig, denn man stelle sich vor, man gegen Ende Januar auf die Suche nach „Weihnachtsbäumen“ ist.

Die Messe beginnt

Am Freitag wurden dann am 10:00 Uhr die Tore für die Besucher geöffnet. Und wie auch schon in den letzten Jahren waren wir schnell an unserer Kleidung zu erkennen. Schnell entstand der Scherz, dass wir zumindest den Preis für das „am schlechtesten gekleidete Standpersonal“ bekommen würden. Wir sahen in unserem Schlabberlook der späten 80er Jahre einfach grauenhaft aus. Nur durch unsere IG-Namenschilder konnten wir unser Auftreten rechtfertigen und damit entschuldigen.
Unser Team am Freitag war dann langsam komplett. Schon zum Aufbau waren Nico Paysen (Bistoft bei Flensburg) zusammen mit Dennis Søndergaard (Silkeborg, Dänemark) angereist. Auch Detlef Kraus (Pinneberg bei Hamburg), Matthias Regina und Carsten Zumm waren schon mit von der Partie. Am Freitag kam dann Gerd Ritsche (Berlin) noch hinzu und die Standbesatzung war komplett. Und dann kamen die Besucher. Über 32.000 wurden es in den nächsten drei Tagen und viele davon kamen auch auf unseren Stand. Denn eins hörten wir immer wieder: „Ihr seid mit Eurem Stand ein fester Bestandteil in unserem Fahrplan über die Messe und wir waren so gespannt, was Ihr Euch wohl in diesem Jahr einfallen lassen würdet.“ Kurzum: Die Begeisterung bei den Besuchern war groß. Doch wir hatten noch mehr auf dem Kasten. Zum einen hatten wir in unserer offenen Garage ein „Westteil“ versteckt, das wir unsere Besucher suchen ließen. Und dann hatten wir ja noch die Motorwechselaktion am Trabant. Angekündigt durch eine große Uhr haben wir den Motor ausgebaut um ihn eine Stunde später wieder einzusetzen. Zwei haben geschraubt, einer hat erklärt und nach gut 4,5 Minuten lag der Motor vor den Füßen der Zuschauer. Der Einbau incl. Funktionskontrolle dauerte dann 6:22 Minuten und wurde dann in der Regel durch Beifall belohnt.

Kurz ein paar Worte zu unsere Versorgungslage: Hatten uns am Samstag die Mitglieder von Trabipower Bremen mit Brötchen und Kuchen versorgt, so hat Margit Ebert am Sonntag eine original sächsische Soljanka (9 Liter) für uns vorbereitet. Und auch das gemeinschaftliche „Grünkohl mit Pinkel“-Essen am Samstag, das meine Renate zusammen mit Margit angerichtet hat, hat alle 12 Mitesser mehr als nur satt gemacht. (Hinweis: Pinkel ist Bremer Grützwurst)

Dann kam irgendwann der Sonntag. Und wieder bekamen wir im Vorwege die Einladung doch bitte an der Prämierung der „schönste Clubpräsentation“ teilzunehmen. Und so wurden die Plätze 10 bis 6 genannt, bevor die Plätze 5 bis 1 einzeln auf die Bühne durften. Als wir bei Platz 3 immer noch nicht genannt worden waren, wurden wir natürlich wieder sehr nervös. Als dann der Platz 2 an den Treckerclub Arsendorf ging, war der Sieg wieder einmal gewiss. Die Messe Bremen hatte große Probleme diesen Erfolg zu würdigen, denn damit hatte bei der Stiftung des Wanderpokals keiner gerechnet. So erhielt die IG Wartburg Trabant Barkas zum dritten mal in Folge den begehrten Wanderpokal und den Check über 1000,-€. Dazu gab es noch einen Sonderpreis. Wir erhielten ein auf der Messe gemaltes Aquarell von unserem Stand. Ein wirkliche Kunstwerk gezeichnet von dazu auch noch schönen Händen. Doch auch einen Haken hat unser dritter Sieg in Folge: „Drei Mal ist Bremer Recht“. Das bedeutet, dass wir im kommende Jahr an der Wahl zum schönsten Clubstand nicht teilnehmen dürfen. Aber das wird uns sicherlich nicht davon abhalten unseren Mitglieder, IFA Freunde und treuen Besucher im nächsten Jahr wieder eine exzellente Präsentation unsere Fahrzeuge zu bieten.

Frank Schwardtmann